Mittelstand und Start-ups: Partnerschaft mit Potenzial
Die einen sind das Rückgrat, die anderen die Innovatoren der deutschen Wirtschaft – und in ihrer Kooperation liegt enormes Potenzial. Warum Mittelstand und Start-ups enger zusammenarbeiten müssen, beleuchtet der IAA MOBILITY Visionary Club in seiner neuen Folge.
Was den Mittelstand bewegt, bewegt letztlich alle: Er ist als das viel zitierte Rückgrat der deutschen Wirtschaft von zentraler Bedeutung, das gilt gerade auch für die Automobilindustrie. Und fragt man den Mittelstand nach seinen großen Herausforderungen, ist neben dem Fachkräftemangel die Digitalisierung ganz vorne dabei. So gaben in einer aktuellen Studie des RKW Kompetenzzentrums 72 Prozent der Befragten an, die Digitalisierung sei die wichtigste Aufgabe für kleine und mittlere Unternehmen (KMU).1
Eine wichtige, aber keine einfache Aufgabe. Die Digitalisierung erfordere es, das eigene Geschäftsmodell und die eigenen Prozesse zu hinterfragen und ganz neu zu denken, sagt Barbara Engels, Senior Economist beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Und genau dabei könne KMU die Zusammenarbeit mit Start-ups helfen: „Sie atmen Erneuerung, Innovation und Digitalität.“ Damit könnten die jungen Unternehmen etablierten Mittelständlern helfen, wettbewerbsfähig und innovativ zu bleiben.
Annäherung fördern
Kooperationen zwischen Start-ups und Mittelstand müssten daher für beide Partner Priorität haben, fordert die Wirtschaftsexpertin im IAA MOBILITY Visionary Club am Rande des VDA Future Tech Day, einer Veranstaltung, die Mittelstand und Automotive Start-ups zusammenbringt. Genau das, nämlich die Innovatoren und das Rückgrat der deutschen Wirtschaft in Kontakt zu bringen, sei wichtig, um Zusammenarbeit zu fördern. „Die Handlungsräume von Start-ups und KMU müssen sich öfter überschneiden“, so Engels. Auch müsse man Organisationen wie Universitäten stärken, die als Vermittler dienen können.
Gemeinsam an der Zukunft arbeiten
Dass die gemeinsame Sache mit Start-ups Potenzial für eine zukunftsfähige Ausrichtung bietet, hat man auch im Mittelstand erkannt, so zumindest ein Ergebnis der RKW-Studie. Demnach motivieren vor allem die Aussicht auf die Entwicklung einer Innovation (66 %), die Erschließung neuer Technologien (57 %) und neue Anforderungen, die außerhalb der Kernkompetenzen liegen (57 %), zur Zusammenarbeit.2
In der Kooperation liegt die Kraft
Man weiß also offenbar, was man an der traditionell digital geprägten Start-up-Szene hat – Innovation wird ohne sie kaum zu denken sein. Und daher gilt: In der Kooperation liegt die Kraft, auch Mammutprojekte wie die Digitalisierung voranzubringen – oder zuerst einmal die Möglichkeiten zu nutzen, die sie heute schon bietet. So würden viele Unternehmen über Datenschätze verfügen, die ungenutzt brach lägen. „Nur etwa ein Viertel der deutschen Unternehmen weiß, wie man Daten effizient nutzt“, so Engels. Das habe eine Studie des IW zu den Potenzialen der Datenwirtschaft ergeben. Demnach weisen nur 28 Prozent einen hohen Digitalisierungsgrad beim eigenen Datenmanagement auf. Die Digitalisierung biete also jede Menge Potenzial. Wichtig sei, sie so zu gestalten, dass Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig profitieren können, so Engels. „Und ein Weg, das zu tun, ist die Zusammenarbeit von Start-ups und KMU zu fördern.“
1 Deschauer, Martin / Wallisch, Matthias / Chlosta, Simone, Mittelstand meets Startup
2021. Potenziale der Zusammenarbeit
https://www.rkw-kompetenzzentrum.de/publikationen/studie/mittelstand-meets-startup-
2021/
2 Ebd.