- Visionary Club
- Visionary Club Staffel 4
- Design und Geschäftsführung: „Es ist immer ein Kompromiss – also suchen wir den besten“
Staffel 4
Design und Geschäftsführung: „Es ist immer ein Kompromiss – also suchen wir den besten“
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- Design und Geschäftsführung: „Es ist immer ein Kompromiss – also suchen wir den besten“
Design und Geschäftsführung: „Es ist immer ein Kompromiss – also suchen wir den besten“
Bei der Automobilentwicklung sind Geschäftsführung und Design nicht immer einer Meinung, wohin die Reise gehen soll. Trotzdem oder gerade deswegen können Designer und CEOs viel voneinander lernen. Der IAA MOBILITY Visionary Club über eine ganz besondere Beziehung.
Designer, Ingenieure, Einkäufer, Geschäftsführer – Automobilentwicklung ist ein Mannschaftssport, der die unterschiedlichsten Gewerke an einen Tisch bringt. Dass das nicht immer reibungslos vonstattengeht, versteht sich von selbst. „Manchmal hat man als Designer eine Vision. Ein starkes Gefühl, dass die Marke oder ein Projekt in eine bestimmte Richtung gehen sollte, weil man bereits das fertige Produkt und die ideale Szenerie dafür vor Augen hat. Das jemandem zu erklären, der beispielsweise mehr auf das Technische fokussiert ist, kann schwierig sein“, sagt Claudia Braun. Die Designerin hat als Leiterin CMF (Colour, Material, Finish) Design für große Hersteller wie Porsche, Daimler, Polestar oder Rivian gearbeitet. Heute berät sie Designbüros. Im IAA MOBILITY Visionary Club diskutiert sie die besondere Beziehung von Design und Geschäftsführung mit Tobias Moers. Der frühere CEO von Aston Martin und AMG weiß: „Ein CEO steht in der Mitte zwischen Design und Ingenieuren und übernimmt bisweilen die Rolle des Übersetzers.“
Der CEO als Richter
Am Ende dieses Vermittlungsprozesses stehe dann immer eines: ein Kompromiss. „Man sucht deswegen den besten Kompromiss, die beste Lösung für das Produkt, die Kunden und die Marke, die auch noch von den Kosten her vernünftig ist.“ Also ist das Maximum etwas, mit dem alle Beteiligten gleichermaßen unglücklich sind? Das sagt man solchen Ausgleichen ja gerne nach. Moers glaubt das nicht: „Meiner Erfahrung nach gibt es immer eine Einigung, mit der alle gut leben können.“
Für Designerin Braun zeigt sich hier eine der wichtigsten Kompetenzen eines guten CEOs: „Er ist wie ein Richter, der sich all die unterschiedlichen Meinungen anhört und versucht, sie zusammenzubringen.“ Eine ausbalancierte Entscheidung könnten dann alle akzeptieren. Dafür brauche es ein Verständnis von Markentrends und die Bereitschaft, allen Teams von Design bis Entwicklung zuzuhören, so Moers. Wichtig sei, sich selbst dabei kritisch zu beobachten: „Man darf seine persönliche Meinung nicht mit Designentscheidungen verwechseln.“
Austausch statt Abschottung
Was aber erwartet ein CEO von einer guten Designabteilung? Vor allem, dass sich das Design intensiv mit den Ingenieuren austausche, statt im stillen Kämmerlein etwas zu kreieren, was dann vielleicht gar nicht umsetzbar sei. „Es geht immer um Machbarkeit: Kann man das Auto produzieren, das designt wird?“, sagt Moers. Dennoch: Manchmal sei es gerade die Aufgabe des Designs, die Grenzen zu verschieben, voranzugehen und visionär zu sein. Die des CEOs sei es dann, das gesamte Team dazu zu bringen, diesen Weg mitzugehen. „Auch das ist eine Erwartung ans Design: Seid die Speerspitze. Schafft ein Verständnis dafür, wie die Marke in fünf Jahren aussehen wird.“
Motor der Veränderung
Durch die Transformation der Mobilität kommen noch einmal neue Anforderungen auf das Design zu, so Moers. „Vom Robotaxi bis zum Sportwagen werden wir mehr Vielfalt haben denn je, und jedes Segment verlangt nach einem ganz anderen Ansatz fürs Design.“ Auch das Selbstverständnis der Designer verändere sich, sagt Braun: „Junge Designer sind heute viel offener dafür, über große Themen nachzudenken. Es geht nicht mehr nur um Autodesign, sondern auch darum, sich für die Welt verantwortlich zu fühlen, ebenso für Nachhaltigkeit und die Mobilität der Zukunft.“ Gerade das Arbeiten mit neuen, umweltfreundlicheren Materialien und die Implementierung einer Kreislaufwirtschaft, in der alles recycelt und wiederverwendet werden kann, verlangt der Branche viel ab. „Das umzusetzen ist einfacher, wenn man einen CEO hat, der das Thema antreibt“, so Moers. Schließlich ändere der konsequente Umstieg auf Nachhaltigkeit in Produktion und Design alles, von Prozessen bis zur Lieferkette.
Hier kann eine besondere Dynamik zwischen Design und Geschäftsführung entstehen: Um wirklich nachhaltig zu werden, müsse sich vor allem auch die Einstellung, das Mindset verändern, so Moers. „Und das ist schwierig. Deswegen nutzt man als CEO manchmal das Design, um sich ein bisschen nach vorne zu bewegen.“ Nach dem Motto: Lass sie laufen und überlege danach, wie man die Ideen umsetzen kann. „Es braucht jemanden, der die Ideen an den Tisch bringt. Man muss anfangen, sonst kommt man nirgendwohin.“