- Visionary Club
- Visionary Club Staffel 4
- Interior-Design für die Zukunft: „Welches Auto man wählt, hängt davon ab, wie man sich darin fühlt“
Staffel 4
Interior-Design für die Zukunft: „Welches Auto man wählt, hängt davon ab, wie man sich darin fühlt“
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- Interior-Design für die Zukunft: „Welches Auto man wählt, hängt davon ab, wie man sich darin fühlt“
Interior-Design für die Zukunft: „Welches Auto man wählt, hängt davon ab, wie man sich darin fühlt“
Elektrifizierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehen auch am Fahrzeuginnenraum nicht spurlos vorbei: Die Zukunftstrends der Automobilbranche beschleunigen die Neuausrichtung des Interior-Designs. Der IAA MOBILITY Visionary Club über neuen Luxus, alte Emotionen und gestiegene Freiheitsgrade.
Digitale Angebote, luxuriöse Materialien, bequeme Sitze – viel ist möglich im Innenraum eines Wagens. Doch wie wichtig ist physisches Design in einer digitalen Welt? Wie drückt sich automobiler Luxus in der Zukunft aus? Und wie werden sich Fahrzeuginnenräume durch Elektrifizierung und Vernetzung verändern? Mit der Transformation der Automobilindustrie stellen sich auch dem Interior-Design ganz neue Fragen – gleichzeitig eröffnen sich völlig neue Spielräume.
Das Interieur als Bühne
Beispiel Digitalisierung: Die Vernetzung verändert massiv, wie wir den Innenraum im Auto nutzen. Das wird nicht erst im autonomen Fahrzeug der Zukunft zum Tragen kommen, in dem auch der Fahrer zum Fahrgast wird. Es gilt schon heute. Die Möglichkeit, jederzeit mit allem verbunden zu sein, was unsere digitale Identität ausmacht, ist längst Anforderung an alle unsere Fortbewegungsmittel. Zurzeit erleben wir einen Wendepunkt im Design, sagt daher Oliver Sieghart, Head of Interior Design bei BMW, im IAA MOBILITY Visionary Club – hin zu einem Digital-first-Ansatz. Verlieren deshalb Raumgestaltung, Ergonomie und Ausstattung an Bedeutung? Mitnichten, sagt Sieghart. „Aus physischen und digitalen Erlebnissen muss etwas Neues entstehen.“ Er sehe den Innenraum als eine Bühne für digitale Erlebnisse. Und das bedeute: „Wir müssen immer noch ein Interieur gestalten, in dem sich Menschen wohl fühlen.“
Eintauchen ins digitale Erlebnis
Und das gelinge nicht zwangsläufig durch eine Überdosis an Bildschirmen vor, neben und hinter dem Fahrer, sondern durch ein digitales Erlebnis, das sich in die Umgebung einfügt, sagt Jeremy Offer, Senior Vice President und Chief Design Officer bei Arrival, einem Hersteller von vollelektrischen Nutzfahrzeugen. Nachdem in den vergangenen Jahren Displays in Innenräumen von Fahrzeugen zum Trend wurden und als Ausdruck von Premium galten, müsse es nun darum gehen, den Menschen besser in das digitale Angebot im Fahrzeug zu integrieren, wie auch Giles Taylor sagt, Vice President Design beim chinesischen Kraftfahrzeughersteller FAW Group. „Das ist auch eine neue Aufgabe für das Design.“
Nachhaltigkeit als neuer Luxus
Ebenso wichtig: eine Antwort auf die Frage zu finden, wie sich Luxus in Zukunft im Interieur neben einer nahtlosen digitalen Erfahrung noch definiert. „Er wird sich sicher auch in der Nachhaltigkeit der Materialien ausdrücken, die wir verwenden“, glaubt Offer. Also vereinfacht gesagt: Weniger schweres, gepolstertes Leder, mehr leichtere Materialien, die auf eine neue, umweltfreundlichere Art hergestellt und verarbeitet werden. In China sei in der Automobilbranche bei aller Liebe der Kundschaft zu Innovationen und neuester Technologie auch Harmonie ein wichtiges Kriterium für Luxus, so Taylor. „Es ist der Job des Designers, ein Gefühl von Entspannung zu kreieren. Von A nach B zu kommen, ist der Grund, warum man überhaupt in ein Auto steigt. Aber die Entscheidung, welches Auto man dafür wählt, hängt davon ab, wie man sich darin fühlt.“
Paradigma der Elektromobilität
Auch die Elektromobilität kann noch einmal deutlich verändern, wie Fahrzeuginnenräume gestaltet sind. Im Moment sehe man erst die Spitze des Eisbergs dessen, was Elektromobilität für das Interior-Design bedeute, glaubt Offer. Noch baue die Industrie hauptsächlich auf alten, für Verbrenner konzipierten Plattformen. „Erst wenn wir von Grund auf neu gestalten, werden wir sehen, welche Auswirkungen die Architektur von Elektrofahrzeugen auf das Design haben kann.“ Sicher ist: Ohne komplexen Motorblock und Getriebetunnel wachsen die Freiheitsgrade für die Gestaltung des Innenraums – weil schlicht mehr Platz vorhanden ist.
Design unter dem Paradigma der Elektromobilität berge aber auch besondere Herausforderungen. „Bei elektrischen Fahrzeugen verabschieden wir uns vom Motor, dieser emotionalen Verbindung zum Fahrerlebnis, was zu einem sterileren Erlebnis führen könnte“, so Offer. „Dabei müssen wir sicherstellen, dass wir die Poesie, diese Beziehung, die wir mit dem Fahrzeug haben, nicht verlieren.“
Also Emotion bewahren, Luxus nachhaltig definieren und das physische Ideal mit dem digitalen Erlebnis ausbalancieren – das Interior-Design steht in den kommenden Jahren vor spannenden Aufgaben. Dabei wird es für die Industrie eine bedeutende Rolle spielen, sagt Sieghart, denn: „Design als Differenzierungsfaktor wird noch wichtiger werden.“